Würzburger Quantenphysik-Konzept

V35 Hanbury-Brown/Twiss-Experiment (2): zeitliche Kohärenz

Hanbury-Brown/Twiss- Stellarinterferometer  Michelson-Stellarinter- ferometer

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Untersuchung der zeitlichen Kohärenz der Strahlung: Messung der Kohärenzzeit

(1) Strahlung einer thermischen Lichtquelle trifft auf einen Strahlteiler. Jeweils die halbe Strahlungsleistung trifft auf Detektor 1 bzw. Detektor 2. Die Ausgangssignale beider Detektoren werden in einem Korrelator miteinander verglichen.

Ein Korrelator multipliziert beide Signale miteinander und mittelt sie über ein bestimmtes Zeitintervall T. Bei thermischem Licht - es mag chaotisch sein wie es will - und bei gleichen Abständen s der Detektoren vom Strahlteiler sollten die beiden Signale weitgehend übereinstimmen. Wenn die Photonen vollkommen zufällig auf den Strahlteiler eintreffen, sollte es zu zufälligen Koinzidenzen (gleichzeitiges Ansprechen) kommen. Wenn die Photonen aber "korreliert" sind, sollte es darüber hinaus zu weiteren Koinzidenzen kommen.

(2) Es handelt sich um "Intensitätskorrelationen", weil beide Signale proportional zur momentanen Intensität I bzw. zur Anzahl n der einfallenden Photonen sind.

(3) Detektor 2 kann zusätzlich noch um die Strecke Δs verschoben werden. Das Licht auf diesem Weg trifft dann - klassisch argumentierend - um eine Zeit τ =  Δs/c verzögert am Detektor ein.

(4) Das Ausgangssignal des Korrelators kann dann beschrieben werden als proportional zu k = <I(t)·I(t+τ)>/<I(t)>2. I(t) ist dabei die momentane Intensität, die spitzen Klammern deuten die zeitliche Mittelung über ein bestimmtes Zeitintervall T an. Indem durch das Quadrat der mittleren Intensität dividiert wird, wird "auf 1 normiert": Bei rein zufälligen Koinzidenzen, ohne "Korrelation", sollte der Ausdruck k = 1 ergeben.

(5) Der Ausdruck für k bleibt im Wesentlichen unverändert, wenn man die Intensitäten I durch die zugehörigen Teilchenzahlen n ersetzt. k ist dann proportional zu <n(t)·n(t+τ)>/<n(t)>2.

(6) Bei chaotischem und thermischem Licht ergibt sich für k dem gegenüber eine Kurve gemäß der nebenstehenden Zeichnung. Was kann man aus ihr herauslesen? Offenbar treten bei kleinen Verzögerungszeiten τ vermehrt Koinzidenzen ein: Auf ein nachgewiesenes Photon folgt bei thermischem Licht kurz darauf mit Vorliebe ein weiteres. Diesen Effekt nennt man "Bunching" (Häufung). Das ist ein typischer Quanteneffekt, der nichts mit der Bose-Einstein-Statistik der Photonen zu tun hat, vielmehr Ausdruck der starken Intensitätsschwankungen von chaotischem Licht ist. Für sehr große Verzögerungszeiten τ geraten die beiden Photonengruppen immer mehr "außer Takt" und nähern sich dem Verhalten unkorrelierter Photonen. Die Korrelation k sollte also für sehr große τ gegen 1 streben, wie es die Messung auch zeigt.
(7) Als Maß für den Bereich, in dem die eintreffenden Photonen stark korreliert sind, nimmt man die Kohärenzzeit Tkoh, die sich z.B. wie in der Zeichnung für thermisches Licht bestimmen lässt. (8) Bei kohärentem Laserlicht ergibt sich eine ganz andere Kurve. Dort ist k immer 1, unabhängig von der Verzögerung τ! Grund dafür ist die Poisson-Verteilung der Photonenzahlen bei kohärentem Licht: Hier ist die Photonenzahl un-be-stimmt. Misst man diese immer wieder, so erhält man die unterschiedlichsten Poisson-verteilten Ergebnisse.

Thermisches Licht zeigt "Bunching", Laserlicht nicht!

Man kann auch "nicht klassisches Licht" erzeugen, bei dem auf ein nachgewiesenes Photon erst nach einiger Zeit ein weiteres Photon folgt. Diesen Effekt für nicht klassisches Licht heißt man "Antibunching".

Die zeitliche Aufeinanderfolge von Photonen und die damit verbundene Statistik sind charakteristisch für bestimmte Typen von Licht.

Bei thermischem Licht folgt auf ein nachgewiesenes Photon kurz darauf mit Vorliebe ein weiteres.

Seit 2005 sind auch für Atomlaser bzw. einem Bose-Einstein-Kondensat (BEK) durch ein der HBT-Anordnung prinzipiell entsprechendes Experiment Zustände mit un-be-stimmten, aber Poisson-verteilten Atomzahlen pro Zeiteinheit nachgewiesen. Solche Atome werden dann in einem Detektor völlig unkorreliert nacheinander nachgewiesen. Ganz entsprechend zeigten – in einer Vorstufe dazu - thermisch verteilte bosonische Atome bei extrem tiefen Temperaturen das von Photonen bekannte „Bunching“. Ebenso wie Laserphotonen haben Atome eines BEK keine Geschichte. Sie befinden sich  nicht in Zuständen be-stimmter Teilchenzahl (Teilchenzuständen). Wieder folgt:

E

Licht und Materie können in Teilchen-Zuständen vorkommen.

Aber nicht jedes Licht und jede Materie kommt in Teilchen-Zuständen vor.